Die Ocarina stammt aus Italien, aus Budrio, einem Dorf, zwanzig Kilometer von Bologna entfernt. Vor gut 150 Jahren erfand der Töpfer Giuseppe Donati eine bauchige, ellipsenförmige Flöte mit zehn Löchern und baute sie zunächst in fünf Größen, von Sopran bis Bass. "Gänschen" - so wurde sie von ihrem Erfinder genannt, wegen der äußeren Ähnlichkeit mit einer „oca„, einer Gans. Schon das erste Konzert mit dem neuen Instrument im Jahr 1863 in Budrio machte Furore, und als Giuseppe Donati mit seinem Quintett dann vor Giuseppe Verdi auftrat, erntete er in ganz Italien Beifall. Zehn Jahre später vergrößerte er das Ensemble auf sieben Musiker und ging auf Europatournee. Es gab eine regelrechte Ocarina-Manie. Doch dann verkümmerte das Gänschen zum bloßen Kinderspielzeug - in Europa. Kein Grund zur Entmutigung für die Musiker aus Budrio, die die Tradition unverdrossen fortführen. Vor allem in Asien genießt die Ocarina ungeschmälertes Ansehen. Heute spielen in China eine Million Menschen Ocarina, dazu halb so viele in Japan, und in Korea gibt es sogar ein Ocarina-Universitätsstudium. Und seit einigen Jahren veranstaltet man in der Emilia Romagna auch ein großes Festival für die Ocarina mit Virtuosen aus der ganzen Welt. Der Gruppo Ocarinistico Budriese, das derzeitig repräsentative siebenköpfige Ocarina-Consort (mit bisweilen pianistischer Begleitung) aus Giuseppe Donatis Heimatdorf, das in ganz Asien Erfolge gefeiert hat, präsentiert im Bonner Concerto discreto einen bunten Strauß hochvirtuos arrangierter klassischer, populärer und traditioneller italienischer Melodien.