Sammlungen – Historische Bücher

Die Sammlung historischer Rechen- und Mathematikbücher im Arithmeum ist einzigartig. Einige Werke gehen zurück bis zur Zeit der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg (um 1450). Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den ersten gedruckten Rechenbüchern in deutscher Sprache. Auch unter kulturhistorischen Gesichtspunkten ist die Auseinandersetzung mit diesen Werken interessant, da in ihnen zum einen terminologische Entwicklungen nachvollzogen werden können und zum anderen zahlreiche Illustrationen die Idee vom Rechnen sowie der Mathematik und ihrer Möglichkeiten veranschaulichen.

Inhaltlich können diese frühen Rechenbücher vermitteln, wie zur Zeit der Erfindung erster Rechenhilfsmittel und -maschinen gerechnet wurde. Sie zeigen aber auch, wie schwierig es war, das Rechnen einem breiten Publikum verständlich zu machen und so zu präsentieren, dass jedes Schulkind die Grundzüge lernen konnte.

Wie sich die didaktische Aufbereitung des „Rechnenlernens“ im Laufe der Zeit veränderte, kann anhand der Rechenbücher verfolgt werden. Es ist aber auch immer wieder zu beobachten, wie sich einzelne Rechenaufgaben von Werk zu Werk und von Autor zu Autor - auch über die Grenzen von Kulturkreisen hinweg - tradierten, ohne dass sie wesentliche Veränderungen erfuhren.

Die Sammlung der frühen Mathematikbücher dokumentiert das insbesondere seit der Renaissance aufblühende Bestreben der Menschen, das zum Teil wiederentdeckte Wissen der Antike zusammenzutragen, zu übersetzen und aufzubereiten. Mit Blick auf die Darstellung neuer Erkenntnisse in den Lehrbüchern seit dem 16. Jahrhundert ist es besonders faszinierend, wie sehr sich bei den Menschen die Fähigkeit zur gedanklichen Abstraktion im Laufe der Zeit wandelte. Beweise, die im 18. Jahrhundert noch über viele Seiten dargelegt werden mussten, sind heute mit wenigen Worten verständlich zu erklären, wie beispielsweise der Beweis zum sogenannten »Königsberger Brücken-Problem« von Euler.

Die Sammlung des Arithmeums zeigt zahlreiche Höhepunkte der Mathematikgeschichte, wie beispielsweise die „Principia Mathematica“ von Isaac Newton. Werke zur Geometrie, wie etwa die maßgeblichen, frühneuzeitlichen Editionen von Euklids „Elementen“ oder auch Albrecht Dürers „Opera Omnia“, ergänzen die Sammlung gleichermaßen wie eine große Anzahl an Büchern zu vielen Anwendungsgebieten und Teildisziplinen der Mathematik (u.a. zur Optik, Vermessungskunst oder Astronomie). Diese Werke bestechen in der Regel durch ihre besondere druckgraphische Gestaltung, wobei damit nicht bloß illustrative Zwecke verfolgt wurden. Vielmehr wurden die graphischen Illustrationen wie Holzschnitte oder Kupferstiche als substantielle Bestandteile der Erklärungen verwendet.