Sammlungen – Geometrisch-konstruktive Kunst
Mit Einführung der Fotografie und Ablösung von der Auftragskunst wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts die rein abbildende Kunst immer stärker verdrängt. Künstler eroberten sich neues Terrain, sie experimentierten mit Sinneseindrücken der Wirklichkeit ebenso wie mit der Komposition völlig freier Strukturen. Eine der Stilrichtungen, die zu dieser Zeit ihren Anfang nahmen, war die geometrisch-konstruktive Kunst. In der Reduktion auf rechtwinklige Formen und wenige, meist klare Grundfarben bestand die Kunst darin, Kompositionen zu entwickeln, die reizvoll und einzigartig sind und trotz der starken Zurücknahme der Künstlerpersönlichkeit über reine Dekoration hinausgehen. Diese Gradwanderung ist einigen herausragenden Künstlern zur Lebensaufgabe geworden und wurde von ihnen zu immer stärkerer Perfektion getrieben.
Geometrisch-konstruktive Kunst zeichnet sich dadurch aus, dass sie dem Betrachter nur ganz wenige konkrete Vorgaben macht. Erst bei intensiverer Betrachtung ist die gezielte Blickführung einer Komposition zu erkennen. Ein diskretes Spiel mit Wahrnehmungs-, aber auch mit Empfindungsrealitäten entfaltet sich, je mehr sich der Betrachter auf ein Werk einlässt. Die vordergründige Einfachheit, die gern den spontanen Ausruf: „Das kann ich auch!“ provoziert, ist nur ein Schein, der beim konkreten Selbstversuch schnell die wahre Kunst dieser Kunst offenbart. Komponieren, Sehen und Können gehen in dieser Kunstrichtung eine selten zu findende Symbiose ein, die fern jeder Interpretation dem Auge des individuellen Betrachters langfristig standhält. Geometrisch-konstruktive Kunst ist in ihrer nahezu mathematischen Klarheit beständig und zeitlos.
Das Arithmeum zeigt wechselnde Ausstellungen geometrisch-konstruktiver Kunst und beherbergt mit etwa 1000 Gemälden und über 3000 Grafiken eine der größten Sammlungen dieser Kunstrichtung im deutschsprachigen Raum.