Duo d'Accord

Nussknacker und Mäusekönig

Lucia Huang, Klavier; Sebastian Euler, Klavier, Lesung: Bernhard Wallerius

E.T.A. Hoffmanns Erzählung vom Nussknacker und dem Mäusekönig wechselt zwischen drei Erzähl - ebenen, die ebenso viele fiktive Realitäten repräsentieren: der Haushalt des Medizinalrats Stahlbaum und der darin stattfindende Weihnachtsabend, die Erzählung des Paten Drosselmeyer und die Fantasien der müden und dann auch noch kranken kleinen Marie, die sich in den Nussknacker, den sie und ihr Bruder zu Weihnachten geschenkt bekommen haben, verliebt. In geradezu virtuoser Weise lässt der Erzähler diese Welten ineinander fließen, kaum merkt der Leser den Wechsel, und manchmal weiß er nicht, was nun erzählerisch wahr und was falsch ist. Damit wird die Erzählung zum Paradigma des romantischen Prinzips, keine Realität als die alleinig wirkliche anzuerkennen. Das hat ihr zahlreiche Nachahmer eingebracht, von der bloßen Nacherzählung des Alexandre Dumas bis hin zu Varianten wie Alice in Wonderland, The Wizard of Oz oder Chihiro. Auch Musiker haben sich von davon natürlich inspirieren lassen, haben Musiker es doch auch immer mit einer besonderen Realität zu tun, die für Raum und Zeit andere Gesetze aufstellt als die Alltagserfahrung. Schon früh nahm sich Carl Reinecke (1824-1910) des Stoffes an, ein Musiker, der als Pianist, Dirigent und Komponist zu seiner Zeit eine beachtliche Rolle gespielt hat. Heute ist er wie viele einst hervorragende Geister in den Schatten der wenigen Giganten getreten, die aus der Geschichte übrig geblieben sind. Er bezieht die einzelnen Teile seines Werks auf bestimmte Episoden der Hoffmannschen Erzählung, die an diesem Abend auch vorgelesen werden. Tschaikowski hingegen bezieht sich mit seinem berühmten Ballett auf die Nacherzählung durch Alexandre Dumas dem Älteren. Die heute erklingende Suite verzichtet auf erzählerische Elemente und stellt die hübschen Charaktertänze des Balletts vor – als Krönung den berühmen Blumenwalzer. Dazwischen erklingt eine Komposition von Dirk Michael Kirsch (*1965), die für das Duo d’Accord ge - schrieben wurde und heute zum ersten Mal öffentlich erklingt. Ihr Thema ist den Besuchern der concerti discreti bekannt: mit dem uralten Hymnus „Veni Emmanuel„ haben die Sänger des Calmus-Ensembles das letzte Weihnachtskonzert eröffnet. Lucia Huang und Sebastian Euler sind als Duo d’Accord in Bonn keine Unbekannten. Sie gehören zu dem erlesenen Kreis hervorragender Klavierduos, mit denen das deutsche Konzertleben zur Zeit aufwarten kann. Bernhard Wallerius ist neben seiner Tätigkeit als Kammermusikredakteur bei WDR 3 auch als Rezitator in verschiedenen Besetzungen, vor allem in dem Projekt „Cellyrics„ zusammen mit der Cellistin Arabella Ristenpart, tätig.

Redaktion: Bernhard Wallerius WDR 3 KAMMERKONZERTE IN NRW