Seh(n)sucht – mit Werken von Elena Lux-Marx

Die Werke von Elena Lux-Marx mit Worten erfassen zu wollen, würde die Intention ihrer Kunst grundsätzlich konterkarieren. Elena Lux-Marx schafft nämlich keine Werke zur Illustration einer Theorie oder Idee. Ihre Bilder kommen gänzlich ohne interpretatorischen Überbau aus. Sie sind eine Einladung zum Sehen. Sie erschließen sich in der unmittelbaren Wahrnehmung. Der Betrachter braucht kein Vorwissen, um sich auf ihre Kunst einlassen zu können. Er braucht lediglich seinen Sehsinn. Und auch wenn sich das trivial anhört, so ist es das ganz und gar nicht. Den Farben in ihren Bildern auf die Spur zu kommen, ohne ihrer Wirkung auf den Leim zu gehen, ist alles andere als simpel. Die Betrachtung ihrer auf geometrischen Grundformen basierenden Werke führt den Betrachter an den Rand seiner Wahrnehmungsmöglichkeiten und teils sogar darüber hinaus.

Elena Lux-Marx, Crisp, 142,2 x 134,7 cm, Acryl auf Leinwand, 30.04.2008

Hört sich die Grundidee, eine rechteckige Bildfläche mit farbigen meist rechteckigen oder dreieckigen Grundformen zu parkettieren zunächst sehr einfach an, so erzeugt ein Blick auf eines ihrer Werke mit teils mehr als 10.000 einzelnen Farbflächen, alle feinst säuberlich von Hand aufgetragen, einen völlig anderen Eindruck. Minimale Farbabstufungen und deren höchst kunstvolle Platzierung in der Bildkomposition lassen die Bildflächen fern von allem rationalen Verstehen als vibrierende und fast schon ätherisch anmutende Räume vor unserem Auge entstehen. Kaum kann man seinen Blick abwenden, will man doch der Versuchung nachgeben, die Konstruktion des Bildes und seine Farbabfolgen rational zu verstehen. Doch das Gehirn erliegt immer wiederkehrenden Täuschungen. Farben lassen sich nicht fassen, lösen sich in nebeligen Zwischenzonen auf.

© Arithmeum

Zu Beginn klar voneinander unterscheidbare Farbpaare werden in Mischungen schrittweise zu einem farblosen Grau, um sich dann in ihren Gegenpol zu verwandeln. Das Auge kann den Wendepunkt zwischen den Farbpaaren nicht eindeutig festmachen und verliert sich auf dem Weg dazwischen. Dieser Weg ist im Fall der Bilder von Elena Lux-Marx mit Sicherheit das Ziel. Und er entpuppt sich ebenso als ein intellektuell anspruchsvolles Ziel, als auch als ein verführerisch irrationales. Der Versuch zur rationalen Ergründung der Kompositionen wird immer wieder überlagert durch den Wunsch, sich der Farbwirkung visuell hinzugeben. Genau dieser Schritt von der vordergründigen Rationalität hin zur Empfindung macht für viele den Reiz ihrer Kunst aus.

© Arithmeum

Elena Lux-Marx ist die Meisterin des Farbspiels. Ähnlich einer Ballettaufführung basiert die Leichtigkeit, die sich dem Betrachter in ihren Bildern darbietet, auf höchster Präzision und intensiver Arbeit. Doch das, was uns als Resultat vor Augen kommt, vollzieht die Wandlung zum Immateriellen. Es eröffnet den Blick durch die malerische Oberfläche in einen Bildraum, der unsere Seele in seine Tiefe zieht. Aus einer nahezu hypnotischen Sehsucht, die diese Bilder bei uns auslösen können, entsteht in uns eine Sehnsucht, die uns in eine andere Welt lockt, unbeschreiblich und schön.