Horst Bartnig

Variation und Unterbrechung

Das Arithmeum präsentierte in seiner zweiten Wechselausstellung vom 15. Februar bis zum 12. Mai 2000 den konkreten Künstler Horst Bartnig. In einer seine gesamte Schaffensperiode umfassenden Werkschau wurden mehr als 120 Objekte – Gemälde und Skulpturen – gezeigt.

Bartnig, 1936 in Militsch (Schlesien) geboren, ist in vielfacher Hinsicht ein Einzelgänger. In der ehemaligen DDR war seine Kunstrichtung nicht besonders gefragt. Neben dem Grandseigneur der ostdeutschen Konkreten, Hermann Glöckner, gab es dort keinen Raum für konkrete Künstler. Nach einem Studium an der Fachschule für angewandte Kunst in Magdeburg, begleitet von einem intensiven Naturstudium, stellte er nicht nur die Natur als „Spenderin“ für den Künstler in Frage, sondern sogar die Kunst selbst. 1964 begann er konkret zu malen und stellt fest, daß er „damit mit sich ins Reine“ kam.

Bartnigs Bilder bestechen beim ersten Anblick durch ihre starken Farben und ihre einfachen Kompositionen aus elementaren geo- metrischen Formen. Erst beim zweiten Hinsehen offenbart sich, daß hinter den Variationsbildern von Horst Bartnig eine komplexe Systematik steht. Der Künstler entwickelt zuerst ein System von Regeln, die er selbst bestimmt. So darf sich z.B. kein Motiv durch Drehung oder Spiegelung wiederholen. Alle Variationsmöglichkeiten, die sich beim Experimentieren mit seinen meist einfach zusammengesetzten Grundelementen ergeben, läßt sich Bartnig mit Hilfe eines Computers errechnen. Es scheint, daß Bartnig als Künstler bei einer solchen Vorgehensweise nicht viel Raum für Spontaneität hat. Dennoch leben seine Bilder gerade von dem, was der Computer nicht macht. Das mathematisch-systematische Regelwerk dient nur der Ideenfindung.

Dort wo der Computer aufhört, fängt der Künstler Bartnig an. Die Auswahl und die Färbung der generierten Strukturen ist für ihn das Schwierigste. Für die Ausstellung im Arithmeum schuf Horst Bartnig vier neue große Holzskulpturen. Auch diese dreidimensionalen Objekte folgen dem Variationsprinzip.