Eine Goldmedaille für die Multiplikation - Léon Bollée (1870-1913) und seine Erfindungen

 

Léon Bollée war ein ingeniöser Erfinder, der bereits in jungen Jahren bahnbrechende Ideen zum Bau von Rechenmaschinen entwickelte. Als Sohn einer alten Familie von Glockengießern aus Le Mans, Frankreich, hatte er bereits als Jugendlicher die nötige Werkstatt und technische Ausbildung, um selbst mechanisch anspruchsvolle Prototypen in Metall zu fertigen.

 

Die Additionsmaschine (1893) von Léon Bollée in Türkis zum Addieren mit Wählräder-Eingabe aus dem Musée de Tessé in Le Mans, Frankreich. © Arithmeum

 

Er widmete sich nach dem Bau einfacher Additionsmaschinen hauptsächlich der Mechanisierung der Multiplikation. Zunächst beschäftigte er sich mit althergebrachten Ideen, wie denen von John Napier und dessen sogenannten Napierstäben und einer speziell von ihm entworfenen Ablesetafel, deren Benutzung allerdings nicht intuitiv war. Diese Hilfsmittel hatten noch keinen mechanischen Zehnerübertrag und zeigen zunächst nur seine gedankliche Annhäherung an das Thema.

 

Spezial-Arithmographe (1890) von Léon Bollée aus dem Arithmeum. © Arithmeum

 

Der erste Durchbruch gelang Léon Bollée dann mit seinem Prototyp. Hier verwendete er erstmals Multiplikationskörper, die das gesamte Einmaleins mechanisch speicherten. Sie konnten nach Einstellung von Multplikand und Multiplikator über Abgreifstangen abgetastet werden, und das richtige Ergebnis konnte unmittelbar in ein Ergebniswerk übertragen werden. Doch mit der mechanischen Umsetzung des Zehnerübertrags und mit dem Aufwand für die Fertigung der Maschine schien Bollée noch zu hadern. So ließ er diesen Prototypen unvollendet und widmete sich dem Bau seiner preisgekrönten direktmultiplizierenden Maschine, die auf der "Exposition Universelle de Paris" im Jahr 1889 die Goldmedaille gewann. Allein durch ihre Ausmaße von über einem Meter Breite und ihrem Gewicht von über 80 kg ist die Bollée-Rechenmaschine sehr eindrucksvoll.

Mit dieser Konstruktion war Bollée dann zufrieden und er fertigte mehrere Exemplare, von denen das im Arithmeum präsentierte Exemplar im Musée de Tessé in Le Mans aufbewahrt wird. Zur Vorbereitung der Ausstellung haben wir diese Maschine vollständig zerlegt, gereinigt, dokumentiert und restauriert, so dass ihre Funktion in der Ausstellung zu erleben ist.

Mit einigen Kniffen kann mit der Maschine auch eine Wurzel gezogen werden. Trotz der wunderschönen Realisierung seiner Ideen hat Bollée letztlich nur wenige Exemplare gebaut, da ihn im Anschluss bald der Bau von Autos, wie der famosen dreirädrigen Voiturette, und von Flugzeugen mehr fasziniert hat.

 

Detail: Einstellwerk und Multiplikationskörper von Bollée. © Arithmeum

 

Individuelle Führungen, Workshops, Kinder- und Schulprogramme können über den Besucherservice des Arithmeums gebucht werden.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Ein Video zu Leben und Schaffen des Erfinders sehen Sie hier:

Eine englische und französische Version des Videos ist ebenfalls verfügbar.