Öffentlicher Vortrag am Dies Academicus

Was selbst Mathematiker nicht ohne Hilfe können... Einfache Instrumente für komplizierte Konturen

Professor Dr. Joachim Fischer, TU München

Ernst von Siemens Kunststiftung, München

Mittwoch, 19. Mai 2010, 18 Uhr c.t.

Gerhard-Konow-Hörsaal im Arithmeum

 

1934 erschien Egmont Colerus (*12. Mai 1888, “  08. April 1939) „Vom Einmaleins zum Integral„, mit dem Untertitel „Mathematik für jedermann„. Behandelt wurden darin die Algebra und die Analysis, d.h. die Differential- und Integralrechnung. Zusammen mit dem der Geometrie gewidmeten Gegenpart, dem 1935 erschienenen Buch „Vom Punkt zur vierten Dimension„, gelang Colerus damit die Verwirklichung des Traums vielleicht so manchen Mathematikers: Bücher zu schreiben, die auch von Nicht-Mathematikern gelesen werden (innerhalb von nur etwas mehr als zwei Jahren hatten diese beiden Bände, die auch rasch in andere Sprachen übersetzt wurden, schon eine internationale Gesamtauflage von fast 60.000 Exemplaren erreicht). Nun, vielleicht ist das aber auch ein Privileg der Nicht-Mathematiker: Colerus war von der Ausbildung her Jurist...

 

Im Titel von Colerus erstem Buch taucht das Wort „Integral„ auf. Integralrechnung gilt selbst vielen Mathematikern als „unangenehm„. Motiviert wird sie im einfachsten Fall jedoch durch eine harmlos klingende Frage: nämlich die nach dem Flächeninhalt der von einem geschlossenen Linienzug (einer Kontur) begrenzten ebenen Figur. Für Rechtecke, Dreiecke, Trapeze, aber auch für Kreise und Ellipsen, gibt es lange schon klare Antworten. Aber was macht der Mathematiker, wenn die Kontur auch andere als diese einfachen Formen annimmt, oder –schlimmer noch – völlig unregelmäßig erscheint? Richtig: Er erfindet ein einfaches Instrument, das ihm das Problem löst...