Austria III Zwilling

Doppelte Vierspezies-Staffelwalzenmaschine

ca. 1910

Wie Curt Herzstark in seinen Erinnerungen beschreibt, hat sich sein Vater Samuel Jacob Herzstark ab 1908 mit der Entwicklung einer Rechenmaschine mit zwei Resultatwerken, genannt "Zwilling", beschäftigt. In der Patentschrift DRP 221819 (1910) wird folgende Begründung angegeben: "Für den Konstrukteur vorliegender Erfindung war es daher leitend, eine Maschine zu konstruieren, bei der die beiden Zählwerke in ihren antreibenden Mechanismen nicht nur verbunden, sondern auch gänzlich unabhängig voneinander gemacht werden können, oder besser gesagt, es war leitend, die Funktion zweier selbständiger bekannter Thomas-Rechenmaschinen nach Wunsch nicht nur zu vereinigen, sondern auch auf allerkürzestem Wege gänzlich voneinander unabhängig gestalten zu können." Die Austria Zwilling enthält daher zwei komplette Sätze von Staffelwalzen mit dem zugehörigen Resultatwerk, bei nur einem Einstellwerk und nur einem Umdrehungszählwerk. Die beiden Resultatwerke können miteinander gekoppelt werden, aber auch unabhängig voneinander in verschiedene Positionen gebracht werden. Die beiden Staffelwalzensysteme können in gleiche Drehrichtung, aber auch abgeschaltet oder in gegensätzlicher Drehrichtung geschaltet werden. (Die im Vermessungswesen mit Erfolg eingesetzten Doppelmaschinen haben hingegen zusätzlich ein zweites Einstellwerk, z.B. Thales GEO) Rechenmaschinen mit zwei Resultatwerken wurden von verschiedenen Herstellern Anfang des 20. Jahrhunderts (z.B. von Spitz mit der Unitas) entwickelt, um neben Produkten gleichzeitig die Produktsummation durchführen zu können. Keines der Konkurrenzfabrikate hat dies mit dem technischen Aufwand der Zwillingsmaschine von Herzstark betrieben, mit der man allerdings zusätzliche Rechenformen durchführen kann. Die Maschine wurde (nach Curt Herzstarks Erinnerungen) 1910 auf der Wiener Gartenbauausstellung zum ersten Mal gezeigt. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurden eine Anzahl von Maschinen gebaut; sie waren wegen der komplexen mechanischen Verhältnisse durchaus anfällig für Blockaden. Die Maschine hat ein aufwendig gestaltetes Gussgehäuse.
Inventarnummer:
FDM7009

Jahr der Erfindung:
1910

Hersteller:
Rechenmaschinenwerk Austria Herzstark & Co.

Baujahr:
ca. 1910

Hauptgattung:
Vierspeziesmaschine

Untergattungen:
Staffelwalze

Kapazität:
7 (EW) x 7 (UZW) x 12 (RW) / 12 (RW 2)

Maße (H x B x T):
23 x 47 x 31 cm

Gewicht:
23,4 kg

Produktionszeit:
1910 - 1914

Seriennummer:
674


Literatur:
  • Anthes, Erhard; Reese, Martin; Wochinz, Reinmar: „Austria-Rechenmaschinen von Samuel Jacob Herzstark". in: Historische Bürowelt Nr. 101; Sept. 2015, p. 4-11
  • Halkowich, Alfons: „Neuere Rechenmaschinen“, in: Werkstatts-Technik 5, 1911, p. 401-409, p. 475-482, p. 517-524, p. 633-639
  • Herzstark, Curt: Kein Geschenk für den Führer. Norderstedt 2005

Patente:
  • DE 221819 [1910] (Samuel Herzstark: Zwillings-Thomas-Rechenmaschinen)
  • DE 242112 [1911] (Samuel Herzstark: Umsteuervorrichtung an Zwillingsrechenmaschinen nach System Thomas)
Dieses Objekt befindet sich aktuell im Depot.

 

Querschnitt, © DRP 221819
Austria III Zwilling, 1910, FDM7009, © Arithmeum
Austria III Zwilling, 1910, FDM7009, © Arithmeum