Sauter Additionsmaschine (Replik)

ca. 1792

Johann Jakob Sauter hat in der Nachfolge von Philipp Matthäus Hahn und Jakob Auch ebenfalls eine Additionsmaschine gebaut. Wie seine Vierspeziesrechenmaschine zeichnet sich die Additionsmaschine von Sauter durch eine besonders feine Ästhetik des späten 18. Jahrhunderts aus. Die Maschine ist auf einen mit Blumenornamenten dekorierten weißen Marmorsockel montiert. Sie steht auf kleinen vergoldeten Löwen als Füßchen, um einen gewissen Abstand zum Sockel herzustellen, den die unter der Maschine montierte Glocke zur Anzeige des Überlaufs eines Zehnerübertrags über die höchste Stelle der Maschine benötigt. Die Additionsmaschine von Sauter ist siebenstellig und hat zusätzlich zu Einstell- und Ergebniswerken auch ein Umdrehungszählwerk, das die Anzahl der Einstellungen einer Ziffer pro Stelle dokumentiert. Dieses Umdrehungszählwerk ist mit einer automatischen Löschung ausgestattet. Sauter baute erstmals eine Rechenmaschine mit einem automatischen Löschmechanismus. Auch wenn die Umsetzung dieser Idee noch etwas umständlich war, so war die Grundidee genial und hat sich in der weiteren Entwicklung mechanischer Rechenmaschinen durchgesetzt. Der Löschmechanismus besteht aus einer unter die Maschine montierten Zugstange mit mehreren Löschkämmen. Diese drehen die an der Unterseite der Achse der Umdrehungszählwerkswellen befestigten Löschzahnräder in die Ausgangsposition. Diese ist durch einen fehlenden Zahn markiert, so dass der Löschkamm das Zahnrad immer bis zur Position des fehlenden Zahns zurückführt und somit in der Anzeige des Umdrehungszählwerks die Ziffer 0 erscheint. UIm ein Weiter- oder Zurückdrehen bei Rückführung der Löschstange in die Ausgangsposition zu verhindern, sind die Achsen als "schwimmende Wellen" eingebaut und können ein bisschen wegfedern, sobald die Nullstellung erreicht wurde. Diese Idee setzt höchste feinmechanische Fähigkeiten des Erbauers voraus. Auf der Deckplatte erkennt man diesen Mechanismus an kleinen Positionsanzeigestäbchen neben den Umdrehungszählwerkszahnrädern. Um diese in jeder Postion sehen zu können, sind die einzelnen Zähne des Umdrehnungszählwerks ausgefräst - ein faszinierendes Detail der Maschine. Des Weiteren hat Sauter eine Art Merkwerk zur Einstellung der Zahl, die beispielsweise multipliziert werden sollte, in Form von gebläuten Anzeigepfeilen realisiert. Diese konnten mit Hilfe eines Verfahrmechanismus von Stelle zu Stelle bewegt werden. Das wiederholte Einstellen einer Zahl sollte dadurch komfortabler sein. Gleichzeitig wurde der Nutzer bei jeder Stellenverschiebung darauf aufmerksam gemacht, das Löschwerk des Umdrehungszählwerks zu betätigen, um auf der nächsten Stelle wieder von 0 beginnend den Zahlenwert entsprechend oft einzugeben. Die Mechanik des Zehnerübertrags war in Anlehnung an die Ideen von Hahn und Auch erdacht worden, allerdings mit dem speziellen Ehrgeiz so platzsparend wie nur möglich zu bauen. Dies ist ihm gelungen, indem er einen Wippmechanismus eingebaut hat, der die nächsthöhere Stelle weiterdreht. Dadurch ist der Mechanismus der Additionsmaschine richtläufig konzipiert und Subtraktionen werden mit Hilfe von Komplementärzahlen gerechnet. Insgesamt hat Sauter die mit Abstand schönste Additionsmaschine seiner Zeit gebaut iund auch wenn sekundäre Zehnerüberträge über alle Stellen mechanisch nicht möglich sind, so hat er doch eine wunderschöne Maschine gefertigt, deren Funktionalität schon sehr nah an die einer Vierspeziesrechenmaschine heranreichte. Das Original der Additionsmaschine von Sauter befindet sich im Science Museum in London. Wir danken dem Chefkonservator des Science Museums, Herrn Richard Horton, für seine großartige Unterstützung bei der Untersuchung der Originalmaschine, die gemeinsam mit dem Restaurator des Arithmeums, Herrn Ingo Laubach, durchgeführt wurde. Gefertigt wurde der Nachbau von Herrn Dipl.-Ing. Klaus Badur, Hannover, der die Maschine bis ins kleinste Detail originalgetreu nachgebaut hat. Dafür danken wir ihm besonders herzlich. Die Emaillescheibenbeschriftungen wurden in originaler Technik von Professor Dr. Ina Prinz und Professor Dr. Patrick Rocca realisiert. Das Original der Maschine war in der Ausstellung "Uhrmacher und Rechenmaschinen" im Arithmeum zu sehen. Ein Video und eine 3D-Animation finden sich auf den Internetseiten des Arithmeums.
Inventarnummer:
FDM10308

Erfinder:
Johann Jakob Sauter

Jahr der Erfindung:
ca. 1792

Baujahr:
ca. 1792

Hersteller der Replik:
Klaus Badur, Hannover

Baujahr der Replik:
bis 2021

Hauptgattung:
Ein- bis Dreispeziesmaschine

Untergattungen:
Additionsmaschine, richtläufig, Subtraktion über Komplementärzahlen

Kapazität:
7 (EW) x 7 (UZW) x 7 (RW)

Maße (H x B x T):
9 x 25 x 11 cm

Gewicht:
2,3 kg

Dieses Objekt befindet sich aktuell in der Ausstellung im 1. Untergeschoss.