Poleni (Replik)
Vierspezies-Sprossenradmaschine
1709
Giovanni Poleni (1683-1761), ein Mathematikprofessor aus Padua, entwickelte 1709 die erste automatisch multiplizierende Rechenmaschine. Sie funktionierte mit einem Gewichtsantrieb. Die Idee hatte Poleni um zu beweisen, dass eine Rechenmaschine tatsächlich ohne menschliches Zutun rechnen konnte.
Der Multiplikand wird durch das einzelne Herausklappen von 0 - 9 Sprossen an den entsprechenden drei Sprossenrädern im Inneren der Maschine mechanisch gespeichert, dann wird der einstellige Multiplikator mit einem Einsteckstift auf der Vorderseite der Maschine voreingestellt, und nach dem Lösen eines Rasthebels im Inneren beginnt der eigentliche Rechenvorgang selbsttätig durch Gewichtantrieb. Dabei geben die Sprossenräder so oft die eingestellte Zahl an die Übernahmezahnräder des Ergebniswerkes weiter, wie es der auf der Vorderseite eingestellte Multiplikator vorgibt. Ein mitlaufender Hebel wird durch den Stift auf der Vorderseite gestoppt, sobald das Resultat erreicht ist. Die Zehnerüberträge werden durch einen langen Einzahn ohne Zwischenspeicherung jedoch nacheinander ausgeführt. Aufgrund der Hebelwirkung kann durch ungünstige Kräfteverhältnisse beim Zehnerübertrag ein Anhalten der Mechanik verursacht werden. Mit einer zusätzlichen Kurbel kann eine Stellenverschiebung vorgenommen werden. Dabei wird der Sprossenradkörper im Verhältnis zu den Übernahmezahnrädern verschoben, sodass die eingestellte Zahl dann auf der 10er-, 100er- oder 1000er-Stelle multipliziert werden kann.
Poleni soll seine Rechenmaschine zu Lebzeiten selbst zerstört haben, da er mit der technischen Realisierung unzufrieden war. Bei der Rekonstruktion im Arithmeum werden die Sprossen im Gegensatz zum Original radial aus der Scheibe des Sprossenrads herausgedrückt oder hineingeschoben.
- Inventarnummer:
- FDM9113
- Erfinder:
- Giovanni Poleni
- Jahr der Erfindung:
- 1709
- Hauptgattung:
- Vierspeziesmaschine
- Untergattungen:
- Sprossenrad
- Kapazität:
- 3 (EW) x 1 (UZW) x 6 (RW)
- Maße (H x B x T):
- 84 x 57 x 50 cm
- Gewicht:
- 40,0 kg
- Literatur:
- Bischoff, Johann Paul: Versuch einer Geschichte der Rechenmaschine. Ansbach 1804 (Reprint: München 1990), p. 128ff.
- Leupold, Jacob: Theatrum Arithmetico-Geometricum. Leipzig 1927 (Reprint: Hannover 1982), p. 128ff.
- Poleni, Giovanni: Miscellanea. Venedig 1709
- Soresini, Franco: Storia del calcolo automatico. 3 Bde. Rom 1977, I, p. 95ff.