Josua Reichert

Schriftbilder und Handdrucke

Der Drucker Josua Reichert war der erste Künstler, der im Arithmeum vorgestellt wurde. Über den Druck von Psalmen kam Reichert zu deren ursprünglicher Sprache, dem Hebräischen. Darüber wurde sein Interesse an unterschiedlichen Ausformungen des Alphabets in unterschiedlichen Sprachen geweckt. In seinen Drucken greift Reichert Buchstaben, genuine Objekte eines Druckers, als Motiv immer wieder auf und setzt sie als abstrakte Kompositionselemente ein.

Die strenge Bildgeometrie der Drucke wird durch die Farbwahl aufgebrochen. Durch die Erdigkeit der Farben strahlen die Bilder Wärme aus. Andererseits jedoch lenkt die harmonische Farbwahl gerade den Blick auf die kraftvollen Kompositionen. Als Drucker hat Reichert – der in Karlsruhe Schüler HAP Grieshabers war – eine stetige Entwicklung durchgemacht. Seine frühen Text-Drucke unterschieden sich zunächst durch die Art des Druckens von konventionell erstellten Drucken. Reichert presste die Holzlettern in einer Art Stempeldruckverfahren mit dem Fuß unter Einsatz seines gesamten Körpergewichts auf das Papier. Diese großformatigen Werke wurden von wesentlich kleineren abgelöst, als sich Reichert eine traditionelle Kniehebelpresse zulegte. In dieser Drucktechnik begann seine Phase der „Poesia Typografika„, einer Poesie ohne Sprachen, aber mit Schrift und Buchstaben. Schließlich befreite sich Reichert in seinen großformatigen Handdrucken völlig von formalen Vorgaben und benutzt seither als Druckwerkzeug lediglich einen Eßlöffel, mit dem er seine Papiere von hinten reibt bis der Löffel glüht – übrigens benutzt er seit 40 Jahren den selben Löffel! – und der Farbauftrag seinem kritischen Auge genügt.

Schlüssige Folge ist das neueste Werk Josua Reicherts: das „Chaim-Alphabet“ war das Kernstück der Ausstellung. Bisher nur in unkorrigierten Probeabzügen vorliegend, wurde das Werk im Arithmeum erstmalig gezeigt.