Dactyle Modell B

Vierspezies-Sprossenradmaschine

ca. 1920

Die früheste Erwähnung der französischen "Dactyle" ist unter anderem in einer Publikation von 1898 (S. Balthasar) zu finden: "Eine der allerneuesten Schöpfungen auf diesem Gebiete ist eine in Frankreich "Dactyle", in Deutschland "Brunsviga" benannte Rechenmaschine, welche in der Zeitschrift "La revue technique" (Nr. 9 von 1897) besprochen wird, und das geistige Product von Odhner in Petersburg ist." Hier ist deutlich geäußert, dass W.T. Odhner der Konstrukteur dieser Maschine ist.

Die Produktion der Dactyle beruht auf einer Lizenznahme von La Société Chateau Père et Fils bei Odhner für den französischen Sprachraum, entsprechend dem Vorgehen von Grimme, Natalis & Co. (Brunsviga) 1892 für die deutschsprachigen Länder. Chateau Frères stellte ab 1897 Sprossenradmaschinen nach dieser Lizenz her, zunächst mit nur unbedeutenden Unterschieden zum Original von Odhner. Anfang des 20. Jahrhunderts werden einzelne Verbesserungen für Chateau patentiert, z.B. ein Einstellkontrollwerk. Die Maschinen wurden vor dem 1. Weltkrieg für 475 Francs verkauft; es sind offenbar auch Versuche gemacht worden, in Deutschland Absatz zu erzielen: siehe Anzeige in SMZ 107.

Es befinden sich derzeit 5 Exemplare in der Sammlung des Arithmeum (9-10-18, 7-6-10, 2x 9-8-13), keines verfügt über die erwähnte Einstellkontrollanzeige. Das hier vorliegende Modell hat noch alle Attribute der älteren Version (vgl. FDM 9039): Einfaches Schlittenschloss, keinerlei Sicherheitseinrichtungen gegen Fehlbedienung, jedoch bereits über Zehnerübertragung im Umdrehungszählwerk. Die Stellenanzahl der Werke ist verringert. Als Besonderheit zeigt das Umdrehungszählwerk gleichzeitig eine Zahl und ihre Komplementärzahl, siehe Beschreibung in GB 101013.
Inventarnummer:
FDM6526

Jahr der Erfindung:
1897

Hersteller:
Chateau Frères et Cie.

Baujahr:
ca. 1920

Hauptgattung:
Vierspeziesmaschine

Untergattungen:
Sprossenrad

Kapazität:
7 (EW) x 6 (UZW) x 10 (RW)

Maße (H x B x T):
15 x 41 x 20 cm

Gewicht:
9,9 kg

Produktionszeit:
1897 - 1928

Seriennummer:
11374


Literatur:
  • Balthasar, Stephan: „Über Rechenmaschinen”, in: Mitteilungen über Gegenstände des Artillerie- und Geniewesen 2, 1898, p. 110-122, u. Tafel 4
  • Chateau Frères: Machine a calculer - Dactyle. Dejoux, Paris
  • Reese, Martin; Velde, Cris Vande; Guerin, Julien: „Die Rechenmaschine "Dactyle" und ihre Beziehungen zu Deutschland, Kalifornien, England und der Schweiz", in: Historische Bürowelt 107, 2017, p. 3-11

Patente:
  • DE 143569 [1901]
  • DE 181908 [1905] (Chateau Frères et Cie in Paris: Rechenmaschine mit Anzeigerädern)
  • DE 205709 [1906]
  • FR 554047 [1922]
  • GB 101013 [1916]
Dieses Objekt befindet sich aktuell im Depot.

 

Dactyle Modell B, 1920, FDM6526, © Arithmeum
Zeichnung einer Dactyle von 1898, © Balthasar [1898]