Prototyp der Vierspezies-Rechenmaschine mit Schaltklinkenmechanismus von Curt Dietzschold aus dem Jahr 1876

Der Maschinenbauingenieur Curt Dietzschold (1852 - 1922) begann 1876 in Glashütte mit der Entwicklung einer Rechenmaschine, die mechanisch mit deutlich einfacheren Bauteilen auskommen sollte als das damals bereits erfolgreiche Arithmomètre von Charles Xavier Thomas. Er wählte dazu ein Einstell- und Übertragungsprinzip, bei dem ein Zahn in ein handelsübliches Zahnrad einrastet und dieses entsprechend der Zifferneinstellung dreht. Diese Schaltweise erhielt später den Namen „Schaltklinkenprinzip“ und wurde sehr erfolgreich in den Hamann-Maschinen eingesetzt (siehe: Hamann Manus). Ab 1877 ließ Dietzschold bei Lange und Söhne drei Muster anfertigen, deren Verbleib teilweise bekannt ist: Ein Exemplar (mit der No. 3) befindet sich im Mathematisch-Physikalischen Salon Dresden, ein zweites (mit der No. 2) gelangte 2006 mit der Waldbauer-Sammlung in das Arithmeum; das dritte Exemplar (wahrscheinlich mit No. 1) könnte 1878 an das Preußische Statistische Amt in Berlin gelangt sein. 1878 bewegte Dietzschold seinen Studienkollegen Arthur Burkhardt dazu, sich an der Produktion seiner Rechenmaschine zu beteiligen. Nachdem Dietzschold aber 1879 als Leiter an die Uhrmacherschule in Karlstein (Niederösterreich) berufen wurde, stellte Burkhardt die weitere Entwicklung auf das bekannte Staffelwalzenprinzip nach Thomas um, eine Entscheidung, die ihm Dietzschold sehr übel genommen hat. Es wurden keine weiteren Maschinen mit Dietzscholds Schaltklinkentechnik gebaut. Die Maschine ist ein äußerst wertvoller Beleg des Beginns der Rechenmaschinenproduktion in Deutschland. Das 3D-Animationsvideo, das der Informatikstudent Jonas Weinz im Rahmen der Vorlesung zur Geschichte des maschinellen Rechnens bei Professor Dr. Ina Prinz erstellte, lässt die Genialität der Verwendung des Schaltklinken-Prinzips von Curt Dietzschold besonders detailliert nachvollziehen.