Mercedes Euklid 1

Proportionalhebelmaschine

1925

Der Baureihe Euklid der Mercedes-Produktion liegt das 1905 von Christel Hamann erfundene "Proportionalhebel-Prinzip" zugrunde, das erstmals 1910 mit diesem Modell 1 auf den Markt gebracht wurde. Das Schaltwerk besteht aus zehn parallel nebeneinander laufenden Zahnstangen, die an dem Proportionalhebel befestigt sind und beim Drehen der Kurbel um 0 bis 9 Zähne ausgelenkt werden. Die vier Grundrechenarten werden alle auf dem Wege der Addition durchgeführt, die Subtraktion und die Division durch Addition des arithmetischen Komplements der eingestellten Zahl. Bei der Division müssen nach der Blockade des Rechenvorganges ("Stopdivision") die beiden Steuerhebel für RW und UW umgelegt werden, worauf ein Schlittensprung und die Freigabe der Maschine erfolgen. Gegenüber den herkömmlichen Schaltprinzipien (Staffelwalze, Sprossenrad) hatte das Proportionalhebel-Prinzip einige Vorteile. So konnten z.B. die Anlauf- und die Bremsphase materialschonend gestaltet werden. Durch Motorisierung des Antriebs konnte wenig später ein erster kommerziell nutzbarer Vollautomat (Mercedes Euklid Modell 7) gebaut werden.

Das Modell 1 gehört zur Serie I, die die Modelle 1 bis 16 umfasst. Es wurde bis 1927 hergestellt und verfügt lediglich über eine Stopdivision. Erst das Nachfolgemodell 9, das ab 1925 gefertigt wurde, enthält die Einrichtungen für die automatische Division. Die Maschinen nach dem von Christel Hamann entwickelten Proportionalhebelprinzip wurden dann bis 1975 gebaut, zuletzt als Cellatron Modell R 31. 1925 waren insgesamt etwa 10.000 Exemplare der verschiedenen Modelle erzeugt, eine Produktionszahl, die später in den 1950er und 1960er Jahren jährlich erreicht wurde.
Inventarnummer:
FDM7050

Jahr der Erfindung:
1910

Hersteller:
Mercedes Bureau-Maschinengesellschaft m.b.H.

Baujahr:
1925

Hauptgattung:
Vierspeziesmaschine

Untergattungen:
Proportional- / Verhältnishebel

Kapazität:
9 (EW) x 8 (UZW) x 16 (RW)

Maße (H x B x T):
21 x 37 x 23 cm

Gewicht:
13,4 kg

Produktionszeit:
1910 - 1927

Seriennummer:
9972


Literatur:
  • Brauner, Ludwig/Vogt, Victor: Illustriertes Orga-Handbuch erprobter Büro-Maschinen. Berlin 1921, p. 253-261
  • Handbuch der Büromaschinen: Übersicht über die wichtigsten auf dem mitteleuropäischen Markte eingeführten Büromaschinen und Apparate. Berlin o. J. [1927], p. 170-173
  • Horsburgh, E. M.: „Calculating machines”, in: Institution of engineers and shipbuilders in Scotland, Bd. 63. Glasgow 1920, p. 117-162, p. 104-117
  • Euklid Branchenlehrbuch, Museum in der Beschussanstalt, Zella-Mehlis 2010 (Kopie der Originalausgabe von 1938)
  • Petzold, Hartmut: Rechnende Maschinen. Eine historische Untersuchung ihrer Herstellung und Anwendung vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik. Düsseldorf 1985, p. 131-133
  • Sust, O.: „Die Hamann´sche Rechenmaschine ´Mercedes-Euklid´“, in: Zeitschrift für Instrumentenkunde 8, 1910, p. 233-245

Patente:
  • DE 209817 [1906] (Mercedes Bureau-Maschine-Gesellschaft: Rechenmaschine)
  • DE 233003 [1908] (Mercedes Bureaumaschinen-Gesellschaft: Rechenmaschine zur Ausführung selbsttätiger Division)
  • US 1011617 [1910]

Weitere Exemplare in der Sammlung (8):
  • FDM5446 (1922, SNr.: 7004)
  • FDM6174 (1914, SNr.: 2476)
  • FDM6536 (1924, SNr.: 7581)
  • FDM6931 (1920, SNr.: 3078)
  • FDM7836 (ca. 1920, SNr.: 2460)
  • FDM9131 (1923, SNr.: 7094)
  • FDM9856 (SNr.: 3378)
  • FDM9865 (SNr.: 3828)
Ein weiteres Exemplar dieser Maschine befindet sich in der Ausstellung: FDM6931 (1. Untergeschoss).

 

Aufsicht mit Zahnstangen, Zehnerübertragungswellen und je einer Stelle des RW und des UW, © Sust [1910]
Mercedes Euklid 1, 1925, FDM7050, © Arithmeum
Mercedes Euklid 1, 1925, FDM7050, © Arithmeum