Hans Huyssen

Das Purcell-Projekt: From Dido to Mado

Hans Huyssens Purcell-Projekt sinnt einer Utopie nach, die sich aus einem alternativen Ausgang der Aeneas-Sage hätte ergeben können: Der Komponist, der im Auftrag der Deutschen Welle beim letztjährigen Beethovenfest die Proteus-Variationen schrieb, fragt sich und uns, was geworden wäre, wenn Aeneas in Afrika geblieben wäre? Wenn Karthago statt Rom das Zentrum eines neuen Reiches geworden wäre? Wenn die neuzeitliche Weltordnung tiefere Wurzeln in Afrika gehabt hätte? Wenn endlich einmal ein wirklicher Dialog zwischen Europa und Afrika entstünde? Mit afrikanischen und europäischen Musikstücken - und solchen ambivalenten Ursprungs - werden die stilistischen Eigenheiten und wechselseitigen Beeinflussungen beider Kontinente ins Blickfeld gerückt.

Neben Hans Huyssen und seinem Instrumentalensemble wirkt die legendäre südafrikanische Musikerin Madosini Manqina Latozi mit. Mit der ausschließlichen Verwendung europäischer Barockinstrumente, die zwischenzeitlich auch mit Madosinis traditionellen afrikanischen Instrumenten in einen Dialog treten, folgt das Ensemble dem Impuls der historischen Aufführungspraxis, deren Prinzipien sich auch bei der Interpretation afrikanischer Musik bewähren.