Roth (Replik)

Zylindrische Vierspeziesmaschine mit Sprossenrädern und Ratschenantrieb

1841

Didier Roth (1800-1885) wurde als Sohn jüdischer Eltern in Cassovia im damaligen Ungarn geboren und erhielt den Namen David. Sein Vater starb, als er sechs Jahre alt war, und seine Mutter musste für das Auskommen der Familie sorgen. Sie arbeitete in einem koscheren Restaurant und ermöglichte ihrem Sohn später ein Medizinstudium in Wien. Ein Ausbruch der Cholera um 1830 veranlasste Roth, Wien zu verlassen. Er emigrierte nach Frankreich und lebte fortan in Paris. Dort praktizierte er als Homöopath. Zu seinen Patienten zählte unter anderem der österreichische Botschafter, Baron Rothschild.

Roth, der vielseitig interessiert war und sich gern mit Kunst befasste, trug eine beachtenswerte Sammlung von Dürerstichen zusammen, die sich heute zum Teil in der Nationalbibliothek und im Louvre befinden. Sein bemerkenswertestes Engagement galt aber der Erfindung von Rechenmaschinen. Er hinterließ neben außerordentlich intelligent konzipierten Addiermaschinen auch die erste automatisch multiplizierende Rechenmaschine. Der Prototyp und das Original befinden sich heute im Musée des Arts et Métiers in Paris. Ein originalgetreuer Nachbau konnte 2014 für das Arithmeum fertiggestellt werden. Hierzu wurde die Originalmaschine erstmals detailliert untersucht, vermessen und dokumentiert. Roth verwendete Sprossenräder für seine Rechenmaschine und konnte dadurch seine kreisrunde Konstruktion deutlich flacher bauen als Hahn.

Mit einer zentralen Ratsche wird die Zahl aus dem in der inneren Baugruppe liegenden Einstellwerk bis zu neunmal in das Ergebniswerk übertragen. Hierfür muss die Ratsche mit ihrem Zeiger auf die entsprechende Ziffer gestellt werden. Bei der nachfolgenden Rückstellung wird die Zahl durch mehrfache Umdrehung der Sprossenräder im Innern der Maschine entsprechend oft in das Ergebniswerk übertragen. Um zu hohen Geschwindigkeiten in der Mechanik vorzubeugen und ein Überschleudern zu verhindern, baute Roth einen Windfang als Bremse in die Maschine ein. Der Zehnerübertrag ist recht elementar und erfolgt über eine kurze Wippe zwischen den Ergebniswerksstellen. Roth hat danach keine weiteren kreisrunden Rechenmaschinen gebaut. Der Nachbau ist voll funktionstüchtig und demonstriert den einzigartigen Erfindergeist Roths sehr anschaulich.
Inventarnummer:
FDM4553

Erfinder:
Didier Roth

Jahr der Erfindung:
1841

Hersteller der Replik:
Ingo Laubach, Arithmeum; Münchner Mechanikwerkstatt von Ing. Iwanoff

Baujahr der Replik:
2014

Hauptgattung:
Vierspeziesmaschine

Untergattungen:
Sprossenrad

Kapazität:
5 (EW) x 8 (UZW) x 9 (RW)

Maße (H, ø):
11 cm, ø 31 cm

Gewicht:
9,8 kg


Literatur:
  • Conservatoire Nationale des Arts et Métiers: Instruments et machines à calculer. Ausstellungskatalog Conservatoire National des Arts et Métiers. Paris 1942, p. 59
  • Conservatoire National des Arts et Métiers: De la machine de Pascal à l´ordinnateur. Austellungskatalog Conservatoire National des Arts et Métiers. Paris 1990, p. 45, Abb. vor p. 41
  • Ocagne, M. de: Le calcul simplifié. Paris 1905, p. 61-62
Dieses Objekt befindet sich aktuell in der Ausstellung im Erdgeschoss.

 

Vierspezies-Rechenmaschine zur automatischen Multiplikation von Didier Roth, 1841, Replik nach dem Original aus dem Musée des Arts et Métiers in Paris, FDM 4553, © Arithmeum
Zylindrische Vierspeziesmaschine mit Sprossenrädern und Ratschenantrieb, © Arithmeum
Roth, 1841, FDM4553, © Arithmeum