Pascaline (Historischer Nachbau) (Replik)

Zweispezies-Rechenmaschine

1642

Der französische Religionsphilosoph, Physiker und Mathematiker Blaise Pascal (1623-1662) erfand 1642, im Alter von nur 19 Jahren, eine Addiermaschine für 8-stellige Additionen und Subtraktionen, die seinem Vater, der als Steuereinnehmer in der Normandie tätig war, die Arbeit erleichtern sollte. Mit einem Stift wird der Betrag in den Einstellscheiben eingestellt und in das Hauptzählwerk überführt. Die Besonderheit der Maschinen ist der automatische Zehnerübertrag mit einem „Gewichtsmechanismus“ zur Kraftspeicherung. Dieser macht sich die Schwerkraft zunutze. Zur korrekten Funktion ist eine gerade Aufstellung der Maschine notwendig. Dem ersten Versuchsmodell folgten bis zum Jahr 1652 wohl etwa 50 weitere Entwürfe und Modelle, von denen heute noch 9 Exemplare bekannt sind (Conservatoire National des Arts et Métiers, Paris (4), Musée du Ranquet, Clermont-Ferrand (2), Mathematisch-Physikalischer Salon, Dresden (1), Collection Léon Parcé (1), IBM, New York (1)).

Diese 8-stellige Nachbildung der Pascal-Addiermaschine im Arithmeum entstand wohl als Nachbau im frühen 19. Jahrhundert. Die Einteilung der acht Ziffernräder in sechs 10-stellige Räder (von „Centaine de Mille“ bis hinunter zu „Unité“) und je ein 20- bzw. 12-stelliges Rad (für „Sols“ bzw. „Deniers“) sowie das Fehlen eines später üblichen geprägten Wappens auf der Vorderseite der Maschine rücken die Replik in die Nähe jener Maschine, die Pascal 1645 dem Kanzler Séguier übergeben hatte (sie befindet sich heute im Besitz des Conservatoire National des Arts et Métiers, Paris). Im Gegensatz zu jener Kanzler-Maschine sind jedoch die Einheiten bei der Replik - analog zu der Illustration bei Diderot und d’Alembert 1751 - auf acht rechteckigen Elfenbein-Plättchen angebracht, ein Charakteristikum, das bei keinem der neun erhaltenen Originale feststellbar ist. Ansonsten ähnelt diese Maschine äußerlich sehr dem Original in der IBM-Sammlung (Griffe, Messingplatten, Holzrandleisten, Befestigungen). Im Deckel der Maschine ist eine Kopie jenes handschriftlichen Zeugnisses eingeklebt, das Pascal 1652 seiner ersten Maschine von 1642 (heute ebenfalls in Paris) nachträglich beifügte: „Esto Probati instrumenti symbolum / hoc / Blasius Pascal arvernus Inventor / 20 May 1652.“ („Diese Unterschrift durch Blaise Pascal, gallischer Erfinder, möge als Zeichen für ein geprüftes Instrument dienen - 20. Mai 1652.“) Es ist deshalb anzunehmen, dass dieser französische Nachbau aus dem 19. Jahrhundert entweder eine freie Kopie nach mehreren Vorbildern darstellt oder aber anhand eines inzwischen verschollenen Originals, wie es in Diderot und d’Alembert abgebildet ist, nachgebildet wurde.
Inventarnummer:
FDM8801

Erfinder:
Blaise Pascal

Jahr der Erfindung:
1642

Hauptgattung:
Ein- bis Dreispeziesmaschine

Kapazität:
8 (EW) x 8 (RW)

Maße (H x B x T):
10 x 36 x 14 cm

Gewicht:
3,3 kg


Literatur:
  • Bischoff, Johann Paul: Versuch einer Geschichte der Rechenmaschine. Ansbach 1804 (Reprint: München 1990), p. 113ff.
  • Conservatoire Nationale des Arts et Métiers: Instruments et machines à calculer. Ausstellungskatalog Conservatoire National des Arts et Métiers. Paris 1942, p. 39ff.
  • Mourlevat, Guy: Les machines arithmétiques de Blaise Pascal. Clermont-Ferrand 1988
  • Payen, Jaques: „Les exemplaires conserves de la machine de Pascal“, in : Revue d´histoire des sciences 16, 1963, p. 161-178
  • Taton, René: Le calcul mécanique. Vendôme 1949, p. 18ff.
Dieses Objekt befindet sich aktuell in der Ausstellung im 2. Obergeschoss.

 

Zweispezies-Rechenmaschine von Blaise Pascal, 1642, historischer Nachbau aus dem frühen 19. Jahrhundert, FDM 8801, © Arithmeum
Zeichnung, © Encyclopedie von Diderot und d´Alembert, 1779.