Leon Polk Smith

Leon Polk Smith im Arithmeum

Leon Polk Smith (1906-1996) fühlte sich aus der Erfahrung des indianischen Form- und Lebensverständnisses seiner Vorfahren zur geometrisch-konstruktiven Kunst hingezogen. Mit 30 Jahren entschied er sich spontan dafür, Künstler zu werden, weil er eigentlich in seinem tiefsten Innern immer schon ein Künstler war, auch wenn er bis dahin noch keine Gelegenheit zu künstlerischem Schaffen gefunden hatte. Nach ersten realistischen Anfängen begann er sehr bald, sich mit dem Neo-Plastizismus und speziell den Kompositionen Mondrians auseinanderzusetzen. Auffällig ist, daß er in dieser Phase bereits häufig die Bildform des Tondos wählte, auf die er seine geometrischen Lineaturen und Flächen in den Grundfarben, Schwarz und Weiß malte. Eine Wendung in seinem Werk setzte nach eigenen Angaben mit dem bewußten Betrachten der Darstellungen von Bällen in einem Sportartikelkatalog ein. Die Nähte eines Baskettballs oder Tennisballs ergeben in der zweidimensionalen Abbildung sehr eigene geschwungene Lineaturen.

Die ersten Experimente mit solchen Darstellungen lassen fast noch auf die ursprüngliche Idee schließen. Mit der Loslösung von der klaren runden Form begann er mit seinem Werk eine völlig eigenständige Bildwelt zu erschließen. Lineaturen ergeben sich ausschließlich durch das Aufeinanderstoßen von zwei Farbflächen die als einzige Elemente die gesamte Bildfläche bestimmen. Schon die geringste Krümmung und die kleinste Richtungsänderung im Verlauf dieser einen, das ganze Bild prägenden Linie, verleihen der Bildkomposition Spannung. Das Spiel mit der Linie griff Leon Polk Smith auch in etwas anderer Form in seinen gerissenen Zeichnungen, den „torn-drawings“ auf. Hier gestaltet die gerissene Kante eines farbigen Papieres die Komposition und bringt mit reduziertesten Mitteln die Idee des Künstlers auf den Punkt. Leon Polk Smith gilt als einer der Initiatoren der Hard-Edge-Malerei, bei der sich jeweils nur zwei Farben auf einer Leinwand an einer scharf gezogenen Grenzlinie gegenüberstehen und Farbe und Form eine untrennbare Einheit bilden. In seinen späteren „Constellations“ geht er über dieses Prinzip noch einen Schritt hinaus, indem er in seine Kompositionen die Bildumgebung miteinbezieht.

Über mehrere Leinwände unterschiedlicher Form zieht sich eine kontinuierliche Linie, die Grenzen und Trennung der Bilder überwindet und sie zu einem grossen Ganzen macht. Diese auf der Basis der Polarität von zwei monochromen Farbfeldern gegründeten Bildkompositionen thematisieren auf der einen Seite die Gegensätzlichkeit und harte Trennung der Flächen, machen aber andererseits auch die Abhängigkeit von der jeweils anderen Form und Farbe deutlich und verweisen somit auf die natürliche und harmonische Einheit, die sich auch im Universum findet. Leon Polk Smith, der seinen naturbezogenen und ganzheitlichen Denkansatz von den Chickasaws-Indianern gelernt hatte, versuchte also stets in seinen Kunstwerken mit individuellen Mitteln nach klaren Kompositionsprinzipien den Betrachter emotional und intellektuell anzusprechen. Seine Bilder weisen über sich selbst hinaus. Sie sind Teile einer universalen Idee.

Wir danken den Leihgebern: Brooklyn Museum of Art, New York

Bob Jamieson und der Leon Polk Smith Foundation Joan T. Washburn Gallery, New York

Galerie Adelheid Hoffmann, Friedberg Art-Kite-Museum, Detmold

Allianz Versicherung, Berlin