Josef Albers

Study for Homage to the Square, Late Victorian, 1961

Josef Albers begann die Arbeit an der Serie von Bildern, die er „Homage to the Square“ genannt hat, im Alter von 62 Jahren. Er entwickelte bis zu seinem Tod 1975 hunderte Varianten dieses Themas.

Das die Form des Bildfeldes wiederholende Quadrat, seine Wiederholung und stufenweise Verkleinerung bildet das Grundelement all dieser Bilder. Das Grundmaß bleibt in den seitlichen Rahmenformen ablesbar, während das mittlere Quadrat, die oberen und unteren Streifen aus dessen Teilung oder Vervielfachung gewonnen sind. Albers hat vier Varianten dieses Schemas genutzt: zunächst entstand ein Typ mit vier Quadraten – zu diesem Typ zählt „Late Victorian„.

Später kamen drei weitere Versionen mit drei Quadraten in verschiedenen Konstellationen hinzu. Die unsymmetrische Bildaufteilung in diesen Werken erzeugt eine sanfte Dynamik und je nach Farbwahl eine Tiefenwirkung. Im Zusammenspiel der Farben entwickelte Albers aus dieser Grundstruktur die komplexe Gesamtwirkung seiner Bilder. Er trug die Farben unvermischt aus der Tube mit einem Spachtelmesser auf die Masonit-Platten auf. Die Platten präparierte er mit mehrschichtigen Kreidegründen, um den Eindruck aus sich heraus leuchtender Farben zu erreichen.

Albers notierte auf der Rückseite seiner Werke stets die verwendete Farbe. In „Late Victorian“ nutzte er „Venetian Red, Reilly Gray (sic.) #4, Reilly Gray (sic.) #5, Mars Yellow„, eine sehr warme, erdhafte Farbigkeit. Der Kontrast von bunten und unbunten Farben, von Farben gleicher Helligkeitsstufe in den beiden äußeren und den beiden inneren Quadraten erzeugen eine Spannung, die Albers sehr schätzte. Die gesamte Farbigkeit ist ein- heitlich und harmonisch, aber dennoch kraftvoll und spannungsgeladen. „Late Victorian“ ist ein sehr prägnantes Werk, das bereits im Entstehungsjahr in der Pace-Gallery in Boston und von 1964-67 als Teil der vom International Council zunächst im Museum of Modern Art, New York gezeigten Wanderausstellung, die an zahlreichen Orten in Nord- und Lateinamerika zu sehen war.