Christo

Wrapped Calculating Machine, 1963

Christos Verhüllungen sind so spektakulär, weil sie meist mit enormem Aufwand verbunden sind und nur temporär einen ausgewählten Gegenstand, ein Gebäude oder eine Landschaft vor den Blicken des Betrachters verhüllen. Übrig bleiben nachher nur die Vorzeichnungen, die detaillierten Planungen und schließlich die Fotos des verwirklichten Projekts.

Bei seinen frühen Verpackungen, wie z.B. der „verpackten Rechenmaschine“ von 1963 verfolgt Christo dieses Prinzip noch nicht. Hier bleibt die Verpackung um das Objekt erhalten. Es handelt sich also um ein Objekt, bei dem der eingepackte Gegenstand durch seine Verpackung zur Kunst wird.

Christo verhilft den Dingen, die er zum Objekt seiner Verpackungen macht, dazu, ihren wahren Wesenskern zu finden. Erst in der Verhüllung und der damit verbundenen Entfremdung kommen die Dinge ihrem eigentlichen „Sein„, ihrem „Daseinsgrund“ nahe. Das banale Einpacken eines Gegenstandes oder die großen, oft unverstandenen Verhüllungsprojekte Christos weisen weit über die Tätigkeit und das Produkt hinaus. Die Dinge werden einem Läuterungsprozeß unterzogen, zumindest in den Augen des Betrachters. Die Gegenstände werden durch die Verhüllung der Form zu ihrem Inhalt und somit zu ihrem Wesen geführt. Christos Kunst erfüllt nicht nur vordergründige, ästhetische Kriterien, verweist nicht nur auf den Aspekt der Vergänglichkeit, sondern schärft letztlich den Blick für den Kern der Dinge und sensibilisiert den Betrachter. Dieser bleibt niemals nur Betrachter, sondern wird selbst Teil des Kunstwerks – das kann so weit gehen, daß er sogar auf die Idee kommt, eine Mokugyo-Trommel für Christo zu schlagen.